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017.1 Belagerung

  Feldmarschall Etzel stand gerade auf einem Hügel, als ein st?rkerer Wind ihm von Westen kommend seinen Umhang über den Kopf blies. Er richtete ihn wieder und blickte erneut in Richtung der kürzlich errichteten Palisaden und Holzw?lle, die die Hauptstadt in einem sehr, sehr weiten Radius umspannten. ?Das ging aber schnell“, vermerkte er für sich selbst kurz. Er hatte nicht erwartet, dass die Aufst?ndischen die Stadt innerhalb so kurzer Zeit und auch noch auf so einer gro?en L?nge umz?unen k?nnten. Seine Sp?her brachten ihm aber gute Nachrichten. Die Mühle, bei welcher der unterirdische Fluchtgang aus dem K?nigspalast endete, war au?erhalb der Umwallung geblieben, wenn auch nur knapp. Diese Lag im Norden. Um die Sache nicht gleich preiszugeben, würde der Heerführer von Westen angreifen. Das Element der überraschung war nun schon verloren, weil ein feindlicher Sp?her sie bereits entdeckt hatte.

  Etzel überlegte nochmal eine Weile. ?Vielleicht sollte ich die Sp?her rund um die Gesamte Anlage reiten lassen, um etwaige Schwachstellen in der Verteidigung auszuforschen. ?Ja, das werde ich machen. So oder, so werden wir aber unsere Kr?fte konzentriert einsetzen und an einer bestimmten Stelle attackieren.“ Das geistige Selbstgespr?ch beendet habend, beorderte er die Sp?her das Genannte zu tun. Er sprach sich dann noch mit den Gener?len über die Strategie ab. Dann wartete er auf die Rückkunft seiner Kundschafter. Als er so dasa?, begann er seine Faust im Zorn zu ballen. ?Diese gottverdammten Ketzer!“ Am liebsten h?tte er sie alle vernichtet. Vor allem, da sie momentan eine geringere Mannesst?rke als sein Heer hatten, wurde er in Versuchung geführt sie einfach in einer direkten Schlacht zu schlagen und zu zerstreuen. Das Problem dabei war nur, dass die Verteidigungsanlagen, die sie extrem schnell errichtet hatten, keine faire Konfrontation von einem Heer mit dem anderen erm?glichte. Zudem war es momentan von gr??erer Bedeutung ihre Hoheit sicher aus der Stadt eskortieren zu k?nnen.

  Bald darauf kam der Sp?htrupp zurück und informierte ihn, dass die Verteidigung im Südosten etwas schlei?iger war. Das war dem Feldmarschall der k?niglichen Ordanischen Truppen nicht ausreichend. Somit wurde der Angriff auf die Westlichen Palisaden begonnen. Das Heer schritt aus dem kleinen W?ldchen, in dem sie ausgeharrt hatten und über den kleinen Hügel. Dann stürmten sie auf die Barrikaden los. Die Belagerer schlugen Alarm und gleich darauf flogen die ersten Pfeile. Einige Mann fielen, aber dennoch kamen sie bis an den Holzwall heran, um den ein kleiner Graben ausgehoben worden war. Nun begann erst der richtige Kampf. Als sie nahe genug herangekommen waren, konnten ihre Bogenschützen endlich ihre Pfeile auf die ?Verteidiger“ abfeuern. Diese taten dasselbe. Ebenso wurden Steine über die Palisaden auf die M?nner, die unmittelbar an diese herangekommen waren geschleudert. Direkt an der Mauer war es ein Gemetzel. Manche der Angreifer versuchten die Mauer hochzuklettern, obwohl das ausdrücklich nicht befohlen worden war. Unterdessen kamen immer mehr der ?M?rtyrer“ auf der anderen Seite herbei, um die Attacke abzuschmettern.

  Genau darauf hatte Etzel gehofft! Er z?gerte noch weiter den Rückzug der Truppen hinaus und lie? es tats?chlich so aussehen, als ob sie versuchten, die W?lle hier zu überwinden. W?hrenddessen schlich sich aber im Norden ein kleines Kommando an camenischen S?ldnern m?glichst nahe an die Mühle dort heran. Die Pfeile und Steine flogen immer zahlreicher auf das gro?e Heer des Feldmarschalls, der fast alle der Truppen für seinen Angriff geschickt hatte. Ihre Verluste wurden immer gr??er, so aber auch die des Feindes. Schlie?lich gab der Heerführer endlich das Signal zum Abzug. Die M?rtyrerbrigaden jubelten, brauchten aber nicht zu lange, um zu begreifen, dass das angreifende Heer nicht wirklich abzog, sondern entlang der Palisaden, die sie nicht mal ann?hernd ausreichend bemannen konnten, Richtung Norden eilte. Theodor, der die Führung innehatte, war nun auch am Schlachtfeld angekommen! Der Mann trug eine pechschwarze Rüstung mit einem Helm in Form eines B?renkopfes. Er fragte sich: ?Haben sie uns mit dem Sturm auf den westlichen Wall nur abgelenkt, damit wir unsere Verteidiger dort konzentrieren, nur um dann woanders anzugreifen? Nein, das macht auch keinen Sinn.“

  Seine Einsch?tzung war aber zur H?lfte korrekt. Die Attacke war eine Ablenkung Etzels, jedoch nicht, um tats?chlich angreifen zu k?nnen, sondern um die Flucht ihrer Majest?t zu erm?glichen. W?hrend dies vor sich ging, ?ffneten sich nun die Stadttore Greifenburgs und ein gro?er Teil der Stadtgarnison stürmte auf die Umwallung im Nordwesten zu. Dies rief nun viele der Verteidiger, die im Norden stationiert waren auf den Plan, welche sogleich massenhaft die Stellungen an der n?rdlichen Mauer verlie?en, um den Regimetruppen, die einen Ausfall machten, zu begegnen. Auf beiden Seiten der Verteidigungsanlage trampelten nun die Hufe. Sie versuchten sich anscheinend and einem Punkt zu treffen, um dort den Wall niederzurei?en, durchzubrechen und die Belagerungstruppen so zu schlagen.

  Dies würde scheitern! Theodor schickte seine besten M?nner eilends hin, um ein Treffen der feindlichen Truppen aus der Stadt mit denen Etzels zu verhindern. Ein paar Reitertruppen des Regimes schafften es sogar von innen bis an die Mauer zu kommen, doch dann wurden sie von Norden und Süden durch die M?rtyrer in die Zange genommen. Auch Theodor war mitten im Kampfesgetümmel. Es folgte ein weiteres Gemetzel. Der Mann in B?renrüstung stie? einen Gegner vom Pferd und ritt gleich weiter zum n?chsten. Er ergriff seinen Speer und schleuderte ihn mit gewaltiger Wucht aus n?chster N?he auf einen Kavalleristen. Volltreffer ins Herz! Andere K?mpfer begannen da schon vor lauter Furcht vor ihm Abstand zu nehmen. Der Kavallariekommandant der K?nigin schlug sich gut, doch musste er schlie?lich seine Truppen zum Rückzug hinter die Stadtmauern beordern. Theodor nahm die Verfolgung auf, um ja sicherzustellen, dass sie sich auch tats?chlich wieder verzogen. Dieser Mann schien unaufhaltsam!

  Gleichzeitig wurde weiterhin an den Palisaden blutig gerungen. Letztlich gab aber das feindliche Heer auf und zog gen Norden ab. Freudiges Jubeln und Gr?len brach unter den Belagerern aus. Viele ihrer Kameraden lagen nun tot auf dem Felde, doch sie hatten den Durchbruchsversuch abgewehrt. Nicht klar war ihnen die Tatsache, dass der Anführer der Regimetruppen, Etzel, sich bewusst war, dass er es wom?glich nicht schaffen würde durchzubrechen. Er versuchte es aus reinem Ehrgeiz zwar trotzdem, aber die halbe Absicht hinter diesem Unterfangen war eigentlich auch jene, dass man die Belagerungstruppen ablenkte, um die sichere Flucht des Herrscherhauses zu gew?hrleisten. Unter dem Geleit der S?ldner hatten diese ihre Flucht im Norden vollzogen.

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  Gemeinsam zogen die gescheiterten Truppen des K?nigreichs Ordanien ab. Unter ihrem Schutz ritt nun auch ihre Majest?t mit. ?Seht Ihr, Eure Hoheit! Ich habe Euch doch versprochen, dass Euch nichts unter meiner ?gide zusto?en würde. Habt ihr gesehen, wie ich die Pfeile der Aufst?ndischen mit meinem Schild abblockte?“, beweihr?ucherte sich Gawein, wieder einmal selbst. Gabriela entgegnete: ?In der Tat! Wir werden es dir zugutehalten, mein Herr.“ – ?Vielen, herzlichen Dank, Eure Hoheit!“ Der Mann trug seinen üblichen selbstgef?lligen Gesichtsausdruck, als er gemeinsam mit der K?nigin, ihrem Sohn, einigen Ministern und anderen Hofamtstr?gern davonritt. Diesen Abend würden sie sich noch mit dem Feldmarschall zusammensetzen und das weitere Vorgehen besprechen. Eines war mal sicher: Gabriela und ihr Sohn mussten in Sicherheit gebracht werden, denn sie hatten nicht vor selbst bei den Kampfhandlungen anwesend zu sein und sich dadurch in Gefahr zu begeben.

  Ohne es zu wissen, hatte Etzel die richtige Entscheidung getroffen, denn zwei Tage sp?ter erreichte die gro?e Armee der Revolution das Gebiet um Greifenburg. Als die Wachen an den Holzpalisaden den Drachen langsam, aber unaufhaltsam über die Hügel herankriechen sahen, konnten sie ihren Augen kaum glauben. Was für ein gewaltiges Ungetüm von einem Heerzug die M?rtyrerbrigaden auf die Beine stellen konnten! Die Glocke wurde gel?utet und die Tore wurden für die ankommende Armee ge?ffnet. Es würde eine Weile dauern, alle hier zu organisieren und unterzubringen. Bereits von Weitem konnte man die Titanenmauern der befestigten Stadt sehen. Wenzel versetzte die unglaubliche Gr??e der monumentalen Bastionen Greifenburgs in gro?e Ehrfurcht. Wie wollten sie diese denn jemals erobern? Zuallererst ritten August, Wenzel, Tassilo und die anderen Heerführer zum Zelt des Armeechefs. Der Bursche sprang vom Pferd herab und sogleich in eine riesige Schlammpfütze. Solche waren hier überall, da der Boden und alles, was darauf wuchs, von den vielen Pferden und Truppen komplett niedergetrampelt war. Wenzel latschte hinüber zu Theodor, der ihn gleich freundlich oder was eben für seine Verh?ltnisse freundlich war, begrü?te. Als der Feldmarschall den hinkenden August herannahen sah, lie? er sich nichts anmerken und stellte keine Fragen, sondern ging gleich zur Tagesordnung über.

  ?Gott sei Dank, seid ihr nun hier. Mit der Anzahl an M?nnern, die ich hatte, h?tte ich hier keine Chance gehabt! Also, die Sache sieht folgenderma?en aus: Unsere Contravallation, also die ?u?ere Mauer, zur Abwehr von Entsatztruppen, die die Belagerung durchbrechen wollen, ist schon fertiggestellt. Sie hat auch ihre Tüchtigkeit schon bewiesen. Das Heer, dass sie jetzt am Beginn des Frühjahrs aufgeboten haben, ist bereits an unserer Verteidigung abgeprallt. Sie werden es aber sicher wieder probieren. Mit der gigantischen Verst?rkung, die wir jetzt erhalten haben, ist es aber ausgeschlossen, dass sie hier durchbrechen k?nnen. Ich habe bisher nur die ?u?eren Verteidigungsanlagen repariert, beziehungsweise verst?rkt. Da ihr jetzt hier seid, k?nnen wir mit der Circumvallation, also dem inneren Belagerungsring der Stadt beginnen. Wir machen gleich einen Plan, die M?nner fürs Ausheben von Gr?ben und Errichten von Palisaden einzuteilen. Mit diesen Mitteln arbeiten wir uns dann schrittweise immer n?her an die Mauern heran.“

  Einer der Gener?le fragte nun nach: ?Also, haben wir keine Maulwürfe mehr in der Stadt?“ Theodor antwortete sofort: ?Ich fürchte nicht. Die wurden so gut wie alle am gro?en Stichtag ausgemerzt. Von innerhalb der Stadt gibt es leider keine Handhabe unsererseits mehr. Viele der Bewohner des Umlandes und auch Soldaten, die sich au?erhalb der Stadt befunden hatten, sind allerdings auf unsere Seite übergelaufen, selbst wenn die meisten geflüchtet sind. Wir haben dem Regime quasi die R?nge ?ges?ubert“, was infolge bedeutet, dass unser liebes Greifenburg hier nicht so einfach kapitulieren wird.“ Der General signalisierte sein Verst?ndnis der Lage. Sie war nicht ideal, aber erwartungsgem??. Greifenburg war vorhersehbarerweise die gr??te Herausforderung, weswegen auch Theodor diese Aufgabe übernommen hatte. Er war ja auch der bisher unbezwungene Anführer der M?rtyrerbrigaden.

  Er fuhr fort: ?Unsere Strategie sieht vor, die Mauern dieser Festungsstadt zu untergraben, und sie so zum Einsturz zu bringen. Wir haben auch eine Reihe an verschiedensten anderen Belagerungstaktiken und Ger?ten in Vorbereitung. Ich überlasse hiermit General Ulrich die restlichen Ausführungen.“ Nun trat ein wesentlich jüngerer Mann als Theodor auf den Plan. Er hatte einen Blick, der für sich allein schon t?ten k?nnte und einen üppigen Bart. Ulrich, dessen Vater ein Veteran der Kascharenkriege war, und der auf unsere Seite übergelaufen war, breitete nun einen Haufen Baupl?ne und Entwürfe für alle sichtbar aus. Er begann nun zu erkl?ren:

  ?Geplant ist es die Mauer unter der L?wenbastion zu untergraben. Diese ist die südliche der Bastionen, zwischen der Zeerbastion im Südwesten und der Ehernen Bastion im Südosten. Mit…“ Wenzel hatte nun eine Frage, was einen verurteilenden Blick von dem Herrn erntete. Er stellte sie trotzdem: ?Was genau ist jetzt eine Bastion?“ Sichtlich genervt antwortete der Milit?r: ?Eine Verteidigungsanlage, die aus der Festungsmauer hervorspringt, um alles direkt vor der Mauer, das man sonst nicht gut sehen kann, seitlich auch erreichen zu k?nnen.“ Mit dieser Erkl?rung war der Bursche zufrieden. Die Ausführung wurde fortgesetzt. ?Wir untergraben die Mauern. Die Tunnel werden dabei mit Holzbalken gestützt und der Tunneleingang wird durch ein festes Holzdach geschützt. Wenn wir dann den Untergrund der Mauer erreicht haben, werden brennbare Materialien im Tunnel entzündet, was auch die h?lzernen Stütztr?ger verbrennen l?sst, wodurch der Tunnel einstürzt und die untergrabene Mauer dadurch miteinstürzen l?sst. Wir werden natürlich auch Belagerungstürme, Katapulte und Triboke bauen. Die Baupl?ne dafür hab ich hier und viele Baumeister sind schon eingeteilt. Jetzt haben wir aber sich noch unz?hlige mehr. Das ist es mal so generell. Jeder Einzelne wird genauere Anleitungen bekommen, abh?ngig davon, wo genau man besch?ftigt ist. Noch Fragen?“

  Keiner rührte sich mehr. Somit war die Einführung des ganzen einmal abgehakt. Die Eroberung Greifenburgs hatte nun vollends begonnen.

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